Freitag, 31. Mai 2013

Von der emotionalen Multitaskingfähigkeit.


Ein kleines Lebenszeichen aus Kamerun macht sich heute wieder einmal auf die Socken- in Motivationskooperation mit einem luetten väterlichen Wink mit dem Zaunpfahl (‚Sach mal, Grode, so een Blogintrach, der macht ja nu doch wat her, nech. Und denn sitzen wir ock immer bisammen und schmökern mit den Bagaluten mit ohne Internet und dat is echt nich tumpig’- Jo, geht los, Vaddern:))
An dieser Stelle: Ganz besonders liebe Grueße an euch, ihr Lieben!
Seit dem letzten Blogeintrag ist schon wieder einiges an Zeit und vor allem Neuheiten ins Land gezogen. Inzwischen sind es nur noch 2 Monate bis ich wieder in Deutschland auf der Matte stehe und die Zeit flitzt nach allen Regeln der Kunst.
Ich habe tatsächlich zwei Wochen in Kumbo in der Blindenschule (ISFB) geschafft, dabei in das Lehrerdasein reingeschnuppert und massig Erfahrungen gesammelt. Es war großartig zu sehen, wie unabhängig die Kinder ihren Alltag gedeichselt haben und wie sie inklusiv und mit Hilfe ihrer Mitschueler am normalen Schulleben teilnehmen konnten, nachdem sie Braille (Blindenschrift) gelernt hatten.
Um die Blindenschrift fuer nicht geschulte Lehrer von Punkten im Papier in Lesbares zu wandeln, standen die ehemaligen ISFB- Schueler (nun Schueler der Primary School nebenan) regelmäßig im Resource Centre (ISFB- Lehrraum), um ihr Schreiben ‚uebersetzen’ zu lassen. Und da dieses Uebersetzen im Schulalltag allgegenwärtig ist, habe auch ich mich ran gemacht die Grundlagen von Braille zu pauken- schon mords spannend.
Nachmittags ging das muntere Lernen dann täglich weiter. Mit Hilfe eines der entspanntesten Menschen, mit denen ich je Zeit verbracht habe, schnupperte ich in die Welt der Schnitzerei rein. Holz, Schnitzmesser und Reggae- die pure Wonne!
Nach einer schon recht prächtigen Zeit in Kumbo, stolperte ich direkt zurueck in den nicht allzu spektakulären Arbeitsalltag im SEEPD- Office.
Dafuer maximierte unser Freizeitleben den allgemeinen Turbulenzenfaktor ein wenig.
Die Mama eines guten Freundes starb, nachdem sie lange krank gewesen war. Wir besuchten sie täglich im Krankenhaus und fuhren auch zu ihrer Beerdigung ins Village.
Obwohl Todesfälle hier sehr viel alltäglicher sind als in Deutschland, war es das erste Mal, dass ich eine persönliche Bindung zu einem Verstorbenen hatte und das machte es nicht ganz einfach.
Hier in Kamerun ist es außerdem so, dass der Tod von Verwandten nicht ‚nur’ eine emotionale Belastung ist, sondern auch an existentiellen Grundlagen gräbt.
In der Familie meines Freundes zum Beispiel starb innerhalb von kurzer Zeit sein biologischer Vater, sein Stiefvater (gleichzeitig Hauptversorger der Familie) und seine Mutter.
Um den daraus resultierenden emotionalen Balast einmal außen vor zu lassen- finanziell sind dieser Familie alle wichtigen Unterstuetzungen weggebrochen, denn in diesem Land fallen staatliche Hilfestellungen völlig weg.
Wenn ein Kameruner also ein gutes Einkommen hat, dann kann man sich recht sicher sein, dass er damit auch einer großen Anzahl Menschen (nicht nur nahe Verwandte) zu Bildung und Ernährung verhilft.
Die Rolle der Familie in Kamerun ist durch und durch beeindruckend.
Inzwischen pendelt das Leben wieder in weniger rasanten Bahnen. Wir gönnten uns ein Kribi- Wochenende (Sonne, Strand, Meer und wundervolle Gesellschaft), feierten Birtes Geburtstag in mehreren angenehmen Etappen allgemeinen Beisammenseins (Huhnschlachten und maximale Kapazitätennutzung unserers Wohnzimmers inkl.) und ansonsten wird einfach der kamerunische Alltag intensiv genossen.
Dementsprechend zanken sich zwei recht unterschiedliche Gefuehle, wenn ich an das näherrueckende Heimkommen denke.
Einerseits werde ich mein Leben hier schon recht vermissen, andererseits freue ich mich ziemlich beachtlich eine ganze Menge großartiger Bagaluten wiederzusehen.
Emotionale Multitaskingfähigkeit vom Feinsten.:)
Die restliche Zeit wird trotzdem noch tiefengenossen und die Vorfreude auf euch in weiterhin schwindelnde Höhen geschraubt.
Habt das gut.
Moin Moin!

Donnerstag, 28. März 2013

... und umgezogen sind wir auch. Statt liebevoll gesicherter CBC- Wohnung, genießen wir nun ein lüttes Haus bummelig 20 Minuten Fußmarsch vom Arbeitsgelände entfernt. Ein völlig neues, wundervolles Lebensgefühl ist das hier, dank entspannter Nachbarschaft und einer wohltuenden Heimeligkeit.:)

„Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2013.“


Mangels momentanen Internetzugangs muss ich in bisschen raten, wann sich der letzte Blogeintrag ins weltweite Netz geschlichen hat, aber ich befürchte die beiden winterlichen Freudenfeste sind mir wohl
Mangels momentanen Internetzugangs muss ich in bisschen raten, wann sich der letzte Blogeintrag ins weltweite Netz geschlichen hat, aber ich befürchte die beiden winterlichen Freudenfeste sind mir wohl tatsächlich durch die Lappen gegangen.
Hier also ein massiv verspätetes, aber sehr von Herzen kommendes, Glücksgewünsche, in der Hoffnung eure Festlichkeiten waren ordentlich Balsam für die Seele.
Mein eigenes Weihnachten war eine bunte Mischung aus Verrücktem und Vertrautem: strahlender Sonnenschein, recht brütende Hitze, wundervolle Gesellschaft und waschechte Weihnachtsplätzchen (Nomnomnom.) wirbelten den 24. Dezember 2012 in doch recht einzigartige Sphären.
Die darauf folgenden Tage wurden  mit einem kleinen Ausflug an den Atlantik (inkl.  Sonnenbrand- tiefenverrückt.), Entspannung und einem Sonnenstich gekrönt.
Garniert  wurde dieser etwas alternative Weihnachtstrubel von der ständig wachsenden Vorfreude auf meine Familie. Diese drei Pfundsbagaluten schwebten nämlich am  28. Dezember auf dem douala’schen Flughafen ein, um ein wenig kamerunische Luft zu schnuppern. Das Wiedersehen mit Mama, Vaddern und der Lütten - die reinste Wonne.
Unsere ungemein ausgeklügelte (höhö.) Reiseroute führte erst einmal nach Bamenda. Dort wurde der Markt, meine Arbeitsstelle und andere kleine Sehenswürdigkeiten mit und ohne Verletzungsgefahr(Merke: Muttis sollten grundsätzlich feste Schuhe tragen.) unter die Lupe genommen und ein beschauliches Neujahr zelebriert.
Zwecks kleiner Pause vom Stadtrummel hieß unser erstes Ziel im Jahr 2013 Bamessing- ein Fleckchen Erde mit der Lizenz zum Seele baumeln lassen, umgeben von prächtiger Berglandschaft.
Meine Lieben, schon allein dafür ist Kamerun locker ein Besuch wert.
Sobald wir uns dann wieder in eines der kamerunischen Transportmittel schwingen mussten, in denen der Reisekomfort per Definition nicht so sehr im Vordergrund steht, lernte ich meine erste Lektion in Sachen „passable Gestaltung des elterlichen Besuches“:  Nach 12 Std. Nachtfahrt, einem Motorschaden, nigerianischen Popmusik in den schönsten und lautesten Tönen, sowie Sitzgelegenheiten, die ihre Altersschwäche vollendet zur Geltung brachten, war relativ flott klar, dass meine eher preisgünstigen Reisegewohnheiten als Freiwillige etwas mit den Knochen und Interessen meiner Eltern kollidierte.  Lehrreiches Umdenken begann.
Um die Folgen des lütten Reisedebakels ein wenig auszukurieren, zuckelten wir mit dem letzten Public Transport dieses Urlaubs nach Limbe. Einem lauschigen Ort am Atlantik, wo wir im Tsaben Beach Hotel  Meer, Vulkanstrand, Arnes Cafe (echte Pizza mit Käse gibt das da.), kleine Ausflüge, eine etwas andere Routinekontrolle und Entspannung genossen.
Das letztes Ziel unserer munteren Reiserei:  das „Touristenparadis“ Kribi.  Ein netter Driver und die nähere Bekanntschaft mit wahrlich jeder der bummelig  10 Straßenkontrollen auf dem Weg  zwischen Limbe und Kribi machten schon die Fahrt zu etwas ganz Besonderem. Und mit seinem Traumstrand, den Palmen und viel Sonne ließ auch der angeplierrte Küstenort  sich nicht lumpen.
Janne konnte das leider nicht so sehr genießen, da es sie etwas zerpflückt hatte und sie das Bett hüten musste (Holla die Waldfee, die Glucke in mir war gut aktiv.)
Zum Glück war Trulla bis zum Abflugtermin wieder soweit auf dem Damm, dass sie in ein Flugzeug steigen und sich so bald in gewohnter Umgebung auskurieren konnte.
Unterm Strich: Der Abschied kam und ich war nicht wenig froh sagen zu können, dass es nur noch 6 Monate bis zu einem Wiedersehen waren.

Zurück daheim in Bamenda fing für mich gleich das Schaffen in einem neuen Office an. Nach 4 Monaten feinsten Labortrubels, versuche ich mich nun im SEEPD-Program des CBC. Dieses Programm arbeitet für und mit Menschen mit Behinderungen, in dessen Zuge beispielsweise Field Worker in die verschiedenen Communities der Nord- West Region geschickt werden, um mögliche Behinderungen mit Hilfe der dort eingesetzten Volunteers präventiv zu behandeln oder bereits vorhandene zu therapieren.
Dieser praktische Aspekt der Arbeit bügelt alle Dateneingabemarathons, die ich ebenfalls während meines Freiwilligendaseins durchlaufen durfte, doch ziemlich aus.
Gerade bin ich zum Beispiel in Mbingo, einem Ort eine Stunde von Bamenda entfernt, und hatte die großartige Möglichkeit eine Woche lang in das Alltagsleben einer Schule für taube Schüler  einzutauchen und zwecks Sprachbarrierenabbau ein wenig Gebärdensprache zu lernen. Fazit: Einfach groß.
Nachdem die Schüler letzte Woche in die Osterferien entschwebt sind, laufe ich nun gerade in Mbingos CBR- Office (Community Based Rehabilitation) mit , ein externer Teil des SEEPD- Programs.
Um einen Einblick in den  Arbeitsalltag zu ergattern, bin ich unter anderem mit dem hiesigen Sign Language- Beauftragten auf einem Okata* durch die Boyo- Division gezuckelt, um die Familien tauber Kinder in Gebärdensprache zu unterrichten und habe eine Ausbildungsstätte für Menschen mit Behinderungen besucht, in der ich spontan ein wenig traditionell sticken lernte (die Betonung liegt leider eher auf ‚wenig‘).
Heute geht es dann zurück nach Bamenda, wo ich momentan eher rudimentär zu Hause bin, da ein nicht unangenehmer Herrenbesuch aus Deutschland und meine Ausflüge zu den verschiedenen Orten, an denen Menschen mit Behinderungen unterstützt werden, mich immer wieder in die unterschiedlichsten Gefilde Kameruns locken. Ich mag nicht meckern.:)
Am 9. April geht es dann auch glatt wieder los für zwei Wochen nach Kumbo, einem etwas abgelegen Ort 3 Stunden von Bamenda entfernt, in dem ich in einer Blindenschule arbeiten darf. Man ist gespannt.
Es werden liebste Grüße nach Deutschland auf die Reise geschickt und sich auf ein potentielles Wiedersehen am 4. August gefreut.
A saluto!


*Okata- motorisiertes Zweirad, Taxi und maximaler Fahrspaß


Samstag, 1. Dezember 2012

Youth Network for Health (Global Giving)

Hallo ihr Lieben!
Zur 'Feier' des heutigen World Aids Days würde ich gern  ein kleines Anliegen auf die Reise schicken. Wie im letzten Eintrag beschrieben, arbeite ich neben meinem alltäglichen Schaffen ab und an im YONEFOH-Programm mit.
Das Counseling und HIV-Testen an Schulen trägt immens dazu bei das Bewusstsein für und die Vorsicht vor HIV zu stärken (trotz ausgeprägtem Abstinenzanliegen) und deswegen möchte ich mit den folgenden Informationen um eine kleine Spende bitten.

Seit dem 26.11. läuft ein Projekt auf der Seite www.globalgiving.org, das dem Youth Network for Health neben vielen anderen Organisationen die Möglichkeit bietet, innerhalb von einem Monat einen Betrag von 5000 $ von mindestens 40 verschiedenen Spendern zu sammeln. Wenn das Projekt diese Vorrausetzungen erfüllt, bekommt es einen dauerhaften Internetauftritt bei globalgiving, von wo aus dann auch größere Sponsoringpartner an Projekte weitervermittlt werden.
All' das Geld, das man spendet, geht direkt ans Youth Network for Health, auch wenn die 5000 $ nicht zusammenkommen. Jeder Betrag ab 10 $ kann gespendet werden. Nähere Infos auf http://www.globalgiving.org/projects/empower-50-000-youth-to-fight-hiv-aids-in-cameroon/ .

Diese Bitte geht vor allem an alle Kreditkarteninhaber unter euch. Denn hier in Kamerun hapert es etwas am Besitz dieser kleinen Finanzkarten, weshalb sich die Zahl von 40 Gebern als erstaunlich schwierig erweist.
Da mir, sowohl während meiner Arbeit im Lab, als auch auf unserer YONEFOH-Touren, mehr als anschaulich verdeutlicht wurde, wie wichtig es ist Informationen über AIDS/HIV unter die Leute zu bringen, sowie die Möglichkeit zu bieten, den eigenen HIV-Status zu erfahren, bedanke ich mich schon jetzt für jede potentielle Spende.

Und dank des kreativen Kopfs meiner werten Mitbewohnerin haben wir sogar ein feines Video, das die Arbeit des Networks und die Grundinfos zu Global Giving auch noch einmal visuell festhält.
Sollte es euch zufällig in den Fingern jucken, es auf diversen sozialen Plattformen zu veröffentlichen, dann wäre ich euch schon ziemlich dankbar.

http://www.youtube.com/watch?v=Rw5jFPA2I5I&feature=youtu.be


Liebe Grüße aus Kamerun!

Freitag, 9. November 2012

„Meine eit im schmucen amerun ist große lasse“


„Meine eit im schmucen amerun ist große lasse“
--> Ein kleines Beispiel meiner momentanen Schreibversuche hier drüben. Denn dank nettem Insektenbesuch, allgemeiner Altersschwäche und der einen oder anderen Tollpatschigkeit meinerseits, gönnen sich nach und nach diverse Tasten meines treuen Laptops den Ruhestand.
Da sich jeder Wiederbelebungsversuch als eher nutzlos erwiesen und sich das eine oder andere dazwischen gedrängelt hat, musste mein Blog in letzter Zeit wohl ein paar Abstriche im Bereich Gegenwartsnähe machen. Aber das wird nu flott nachgeholt (Vielen Dank, liebe Birte, an dieser Stelle, für deinen voll funktionstüchtigen Schreibapperat ).
Hm, ich fang‘ einfach mal an mit dem, was sich nur bedingt verändert hat. Meiner Arbeit. Noch immer arbeite ich in einem Labor, noch immer registriere ich viele Namen und vergebe Behälter für die gewünschten Körperflüssigkeiten, noch immer habe ich prachtvolle Kollegen und noch immer verknotet sich meine Zunge ab und zu gescheit beim munteren Namensbrüllen über den Krankenhausflur. Es lebe die Whiteman-Tounge!:)
Inzwischen  schleichen sich aber dann doch noch ein paar andere Tätigkeiten in mein Aufgabenfeld. Ich darf mich zum Beispiel intensiv mit Stuhl- und Urinproben auseinandersetzen und Vaginalabstriche oder auch den einen oder anderen ‚Prick‘ machen (man nehme eine Nadel, überwinde die Hemmschwelle diese jemandem irgendwo reinzustecken und tue genau dies- ich befürchte, ich gehöre nicht zu den entspanntesten Lernenden in den Laborwelten.)
Nichtsdestotrotz bin ich dankbar, dass ich bereits so deftig viele Erfahrungen und Eindrücke sammeln durfte.
Auch außerhalb der regulären Arbeit hat sich einiges getan. Birte und ich durften uns dem YONEFOH-Programm (Youth Network for Health) anschließen und mit den dazugehörigen Bagaluten in die ‚fields‘ gehen.
Das YONEFOH- Programm beschäftigt sich primär mit Health-Education. Dazu gehören sowohl Workshops zu verschiedenen Bereichen dieses Themenfeldes, als auch das HIV-Counseling an Schulen. Was genau das bedeutet, wurde uns an einem Seminartag nahe gebracht. Im Grunde genommen gibt das Programm Schülern die Möglichkeit einen freiwilligen (!) HIV-Test zu machen. Im Pre-Counseling, einem einleitenden Vortrag, in dem alle grundsätzlichen Informationen über den HI-Virus und AIDS wiederholt werden, wird unterstrichen, wie wichtig es ist seinen HIV-Status zu wissen, um sich selbst und auch andere zu schützen. Danach wird ihnen die Möglichkeit gegeben ein Formular auszufüllen, das ihnen sowohl den HIV-Test ermöglicht und ihnen außerdem die Mitgliedschaft im ‚Abstinenzklub‘ des Programms beschert. Denn da es ein faith-based Programm ist, wird in erster Linie die Abstinenz ‚gepredigt‘.
Und da kommen wir ins Spiel.
Nachdem gescheit viele registrierte Schüler durch das mobile Lab (bestehend aus zwei Labtechnikern, ein bis zwei Tischen, Nadeln, Tupfer und den Schnelltestern) geschleusst wurden, um ihren Test zu machen, liegt es an uns, den 6-7 Counselorn, ihnen das Ergebnis mitzuteilen.
Da die meisten, Gott sei Dank, negativ sind, dürfen wir im Schnellverfahren (denn draussen warteten jedesmal bummelig 50 andere Schüler auf ihr Ergebnis- pro Counselor) die Vorzüge der Abstinenz darlegen und jeden einzelnen ermutigen auch weiterhin Sex-befreit in Richtung Ehe zu schweben.
Für mich hat sich in diesen Tagen ordentlich bemerkbar gemacht, wie wenig ich über die kamerunische Jugend weiss. Denn würde ich dieses Spektakel auf eine Schule in Deutschland projezieren, in der man 13-26 jährigen Schülern absolute Abstinenz nahelegt, dann würde ich mir die Erfolgschancen nicht sonderlich hoch ausrechnen. Hier aber ist das Ganze als Kulturfremde nicht ganz so leicht zu durchschauen und in mir raufen sich meine westlich geprägte Sympathie für ‚safer sex‘ dank Kondom und dem Gefühl, nicht einfach in die vorliegenden Strukturen und Vorgehensweisen reinpfuschen zu dürfen.
Mal sehen, wie sich das bei unserer nächsten Tour weiter entwickelt. Ich denke, ich werde auch weiterhin einstreuen, dass, sollte das mit der Abstinenz nicht so klappen, ein Kondom eine prima Alternative ist, um sich und den Partner zu schützen.
Darüber hinaus hatten wir aber eine wirklich prachtvolle Zeit mit den Menschen, die mit uns unterwegs waren. Während wir uns in den abgelegensten Winkeln der North-West Region tummelten, durften wir mehr als unterhaltsame Gesellschaft genießen und außerdem die Vorzüge von Straßen ohne meterbreite Löcher und wahrlichen Schlammrutschbahnen zu schätzen lernen- das schlicht und einfach deswegen, weil sie absolut nirgends zu finden waren.
So haben wir für bummelig 30 km geradezu spektakuläre 3 Stunden gebraucht, in denen wir die verschiedensten Varianten entdecken durften, einen fahrbaren Untersatz aus recht penetrantem Schlamm zu bugsieren (ziehen, drücken, hochheben…).
Ich bin mir ziemlich sicher in dieser Zeit die wohl wunderschönsten und klischeebehaftetesten Bilder und Ereignisse Afrikas in meinem Kopf gesammelt zu haben. Buckelige Straßen, umgeben von palmenähnlichem Gewächs und Gräsern, blauer Himmel- Natur pur und überall Menschen, die sich gegenseitig aus dem Dreck ziehen. 
Liebe Leute, schon allein dafür lohnt sich Kamerun.:)
Ein weiteres Highlight der letzten Monate war ein Besuch in Douala. Dort sahen wir alle lieben Mit-EED’ler wieder, genossen ein mehr als entspanntes Beisammensein und celebrierten nachträglich den Tag der deutschen Einheit in der Seemannsmission- mit viel schmackhaften Essen, kamerunischer Blasmusik und diversen Botschaftern. Außerdem machten wir einen Abstecher nach Buea, einem schönen Fleckchen Erde mit wunderbarem Pausefaktor, nach der doch recht wuseligen Hafenstadt Douala.
Auch das erste Zwischenseminar haben wir gerade hinter uns gebracht. Dazu sind alle Freiwilligen des EED’s und einiger anderer Organisationen, sowie diverse kamerunische Jugendliche nach Bamenda gekommen, um über die kamerunische und deutsche Jugend zu fachsimpeln und sich auszutauschen. Ein ziemlich spannendes Erlebnis, denn prompt machten sich die ersten kulturellen Unterschiede bemerkbar. Wie zum Beispiel das eher kollektiv geprägte Denken der Kameruner und das etwas mehr auf Individualität ausgelegte Handeln der Deutschen.
Dementsprechend lehrreich gestaltete sich das Seminarwochenende.

Alles in allem kann ich nicht meckern hier drüben, hoffe bei euch ist alles im Lot und wünsche euch ein wundervolles Wochenende.
Moin Moin!




Montag, 10. September 2012

Wie ich auszog, das Laborleben und andere Großartigkeiten zu entdecken.

Moin Moin, ihr Lieben!
Seit wir hier im schönen Bamenda eingetrudelt sind, sind bummelig zwei Wochen und viel Neues ins Land gezogen.
Birte und ich dürfen einen Arbeitsalltag im Health Centre des CBC genießen mit all' seinen Besonderheiten. Die ersten Naturschönheiten wurden besichtigt, unser Wohnverhalten pendelt sich immer mehr bei heimisch ein und auch was Speis' und Trank angeht, haben wir uns von Wasser und Brot (im wahrsten Sinne des Wortes) schon fast in den kulinarischen 7. Himmel Kameruns geschwungen. Dazu aber später mehr.

Zuersteinmal die Arbeit: Unser Tag startet um 7 Uhr mit der Morning Devotion. Einer Andacht, in der gesungen und Bibelinput gegeben wird und die unter anderem deutlich macht, wie mächtig wichtig der Glaube bzw. 'Papa God' hier in jeder Lebenslage ist.
Während Birte ihr ehrwürdiges Schaffen danach in der Pharmacy (Apotheke) verrichtet, in der sie wahrlich beeindruckende Mengen an Pillen, Tabletten und Salben beschriftet, eintütet und zusammensammel, tummel ich mich im allgemeinmedizinischen Labor.
Hier werden alle möglichen menschlichen Körperflüssigkeiten auf diverse Krankheiten/ Eigenschaften getestet (Malaria, Diabetes, Blutgruppen, Schwangerschaft, Anzahl von Blutkörperchen, HIV,...) und die Ergebnisse registriert. Beim Registrieren kommt mein lernender Kopf ins Spiel: Die Patienten schmeissen ihre Krankenakte (ein per Hand beschriftetes Heft) durch einen Schlitz in der Tür in eine Box. Ich schnapp' mir die zusammngeheftete Blättersammlung, schreibe die Daten in ein wirklich, wirklich großes Buch und gebe das Heft weiter bzw. verteile munter Behälter für Stuhl- und Urinproben.
Sobald die gewünschten Tests duchgesüsselt sind, landen die Hefte wieder in meiner Nähe und ich trage auch die Ergebnisse ein.
Meine Damen und Herren, Sie lasen soeben eine kurze Zusammenfassung meines spektakulären Arbeitstages, der von wirklich lieben Kollegen, prima Schnacks und dem ständigen Hoffen, dass sich beim Aufrufen der Patienten auch jemand erbarmt und erscheint (meine Ausspracht hinkt wohl noch ab und an), mit echter Großartigkeit garniert wird.:)
Das kleine Highlight ist für mich aber das Singen, das an kamernunischen Arbeitsplätzen oder zumindest im Lab des CBC Health Boards zur festen Tagesgestaltung gehört. Überall hört man es trällern und summen. Ein Traum ist das. Begrüßt wurde ich z. B. an meinem ersten Tag von einem begeisterten, wunderschönen  'Alle Jahr wieder..'- Gesang und inzwischen durfte ich auch den einen oder anderen Gospel auf Pidgin und die kamerunische Nationalhymne lernen. Ein musikalisches Fest!
Apropros Pidgin: Pidgin ist die meist genutze Sprache in der Welt der Patientenkommnunikation und den Plaudereien untereinander. Die Parallelen zum Englischen sind nicht zu verleugnen, aber das mit dem Verstehen klappt dann doch meistens nur bedingt. Trotzdem macht es gescheit Spaß diese Sprache zu lernen und auch euch möchte ich meine Favoriten nicht vorenthalten:
 chop- essen
A wan chop chop.- Ich möchte Essen essen.
A chop flop.- Ich hab' viel gegessen.
How for you?- Wie geht es dir?
A de fine.- Mir geht's gut.
A no want buy.- Ich möchte nichts kaufen.
(Rechtschreibung ohne Gewähr und die brilliante kamerunische Aussprache müsst ihr euch leider auch denken. Aber wunderbar ist es auf jeden Fall.:))

Nachdem wir uns also seit zwei Wochen durch den Arbeitstag (von 7 bis 15 Uhr) hühnern, sind Birte und ich meist so geschafft, dass wir zu nicht viel mehr als zu intensivem Nichts Tun in unserer Wohnung im Stande sind. In den ersten Tagen hatten wir außerdem eine etwas unangenehmen Magenverstimmung zu verknusen, womit wir auch schon bei der oben erwähnten Ernäherung auf Wasser und Brot- Basis wären. Bis wir uns in die Cantine des CBC wagten, dauerte es schon ein Weilchen, doch inzwischen ist sie unsere feste Anlaufstelle für die Lunchpause und bietet allerlei Leckereien: Puff Puffs (große, unendlich schmackhafte Quarkbällchen), Reis mit Tomaten oder Erdnusssoße, Cornchaff (Bohnen mit Mais) , Jellof Rice (leckerer Reisgemüsepott) und Fufu Yamma Yamma (Maispampe mit einer Spinatähnlichen Pflanze)- Nomnomnom.:)
Und auch unsere eigenen Kochkünste vermehren sich stetig- dank Christy und ab und an aufkommender Improvisationslust. Ich bin immer noch begeistert, dass die Küche noch steht, obwohl ich mich an den Gasherd getraut habe.:)

Dinge, die passieren, wenn wir den Schimmelmodus ein Weilchen verlassen:
- wundervolle Wasserfälle entdecken und durch Bananendwälder wandeln
- den wahrlich bunten Markt weiter entdecken
- Motofahren (Holla, die Waldfee. Die reinste Wucht.:))
- mit Christy etwas trinken gehen
 - 4 Stunden und 15 min in einem Gottesdienst sitzen
- in die schmackhaften Wunder der kamerunischen Kochkunst eingeweiht werden
- ganz frisch: sich eine Gitarre zulegen und mit prima Bagaluten musizieren bei prachtvollem Ausblick über Bamenda

Ich genieße meine Zeit hier also sehr und hoffe bei euch im Norden der Welt ist alles im Lot. Eine wundervolle Woche wünsche ich euch.





Liebste Grüße aus Bamenda!